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Eine Reise nach Lappland und ein Besuch beim Weihnachtsmann

Bevor ich nach Finnland kam, habe ich zwar ein wirklich gutes Buch (Roman Schatz: Gebrauchsanweisung für Finnland) über die finnische Kultur und Geschichte gelesen, aber sonst habe ich mich nicht großartig damit beschäftigt welche Orte hier sehenswert wären. Nur eines stand von Anfang an klar: Ich möchte unbedingt einmal nach Lappland. Gut, dass das Erasmus Student Network (ESN) verschiedene Reisen organisierte und die erste davon eine Woche in Lappland war. Das konnte ich mir natürlich nicht entgehen lassen und buchte, als eine der ersten, meinen Platz. 

Am 27. Februar um Mitternacht ging es dann auch schon los. Über Oulu ging es dann ganze 9 Stunden mit dem Bus bis zu unserem ersten größeren Stopp in Rovaniemi, wo wir allerdings nur eine Stunde bei einem S-Market hielten, um zu Frühstücken und uns einmal ordentlich die Beine zu vertreten. Eigentlich war mein Plan die Zeit im Bus zu schlafen, aber so richtig ging das nicht, außerdem wurde es doch relativ frisch so dass ich meine Jacke als Decke umfunktionieren musste.


Nach einem Kahvi und einem Munkki blieben wir in Rovaniemi, allerdings zum Arktikum Museum. Hier kann man so einiges über die Entstehung Lapplands und dessen Kultur lernen. Der Hauptsaal im Inneren ist von einer großen Glaskuppel eingerahmt und gibt einem ein fast schon südländisches Feeling. Von diesem Saal aus kommt man zu den einzelnen Räumen, welche sich jeder mit einem anderem Thema befasst. Beim Ein- bzw. Ausgang gibt es noch so etwas wie einen Souvenirshop und auch ein Infozentrum. Wir hatten etwa 1,5 Stunden Zeit uns alles anzusehen, bevor es weiter ging. Allerdings finde ich persönlich wurde die Zeit dann doch etwas knapp und man sollte meiner Meinung nach mindestens 2 Stunden für alles einplanen. 

Mein Fazit: Ich kann jedem der nach Rovaniemi kommt und sich auch geschichtlich für diese Region interessiert nur empfehlen das Arktikum zu besuchen. Der Eintritt ist mit 15Euro (bzw. 9 Euro für Studenten und Senioren) absolut gerechtfertigt und die vielen interaktiven Stationen wie der Nordlicht- und Sternenhimmel machen es auch für Kinder spannend.


Etwa 2 Stunden mit dem Bus weiter kamen wir auch schon zum nächsten Punkt auf unserer Liste. Dem Santa Claus Village. Hier befindet sich nicht nur die Grenze zum Arctic Circle, sondern auch die offizielle Heimat des Weihnachtsmannes.

Man merkt hier allerdings sofort, dass dies wohl einer der touristischsten Orte in ganz Finnland ist. Für so ziemlich alles was man hier machen möchte muss man einen meiner Meinung nach überhöhten Preis zahlen. Die Rentiere sehen nicht besonders glücklich aus und die Huskys sieht man von außen nur wenn man groß gewachsen ist. Um sie von nahen zu sehen, oder gar ein Foto mit ihnen zu schießen muss man ebenso zahlen. Auch dem Weihnachtsmann kann man treffen und ihm die Hand schütteln. Man steht zwar meistens etwa eine halbe Stunde and und wird von Weihnachtselfen gefragt, woher man denn käme, aber zumindest das ist gratis. Sollte man allerdings ein Foto mit dem Herrn wollen, zahlt man zwischen 30-50 Euro. Santa Claus heißt auf finnisch übrigens Joulupukki und bedeutet übersetzt "Weihnachtsziege", denn der ursprüngliche Weihnachtsmann war eine Mischung aus Ziege und Mensch. Eigentlich ziemlich gruselig oder?
Das Village generell ist sehr liebevoll gestaltet und man hat hier auch die Möglichkeit Weihnachtsbriefe mit dem Stempel des Weihnachtsmannes zu verschicken, oder Eisskulpturen zu bestaunen. Wir beschlossen allerdings lieber in das Café zu gehen und eine heiße Schokolade zu trinken.
Kleiner Funfact: Auf der Behindertentoilette gibt es eine super moderne Dusche mit Massagedüsen. Wofür? Da kann ich euch leider auch nicht sagen.

Fazit: Vielleicht liegt es daran, dass wir in Österreich nicht an den Weihnachtsmann glauben, sondern es bei uns das Christkind gibt und daher dieser besondere Zauber bei mir etwas ausblieb. Vielleicht aber auch an den zum Teil völlig überzogenen Preisen für fast jede Kleinigkeit. Ich kann wirklich jeden verstehen der sich dieses Village hier mal ansehen möchte und zur Weihnachtszeit ist es auch echt zauberhaft, dennoch hätte ich, wenn dieser Besuch obligatorisch gewesen wäre wahrscheinlich darauf verzichtet und kann es leider auch nicht mit bestem Gewissen weiterempfehlen. Mir war es einfach zu touristisch, auch wenn ich meinen Spaß hatte. Und vielleicht lasse ich dem Zuständigen hier auch irgendwann mal die Info zukommen, dass St. Johann in Tirol mit zwei „N“ geschrieben wird 😉.


Nach weiteren 3 Stunden Fahrt in den Norden erreichten wir endlich unser Ziel für die Nächsten Tage: Saariselkä. Vom Bus aus wurden uns die wichtigsten Stellen dieses Örtchens gezeigt, bevor es dann in unsere kleinen Cottages ging. Ich wohnte zusammen mit 6 anderen Erasmus Studenten, aus den Niederlanden, Hongkong und Tschechien in Cottage Nr. 3. Eine wirklich supersüße, rustikale Blockhütte. Im inneren hatten wir zwei Schlafzimmer mit Stockbetten und einen Schlafbereich direkt unter dem Giebel, wo natürlich ich die Nächte verbrachte. Es gab einen Wohnbereich mit einer Eckbank, da allerdings hier auch jemand schlafen musste, haben wir diesen nicht genutzt, sondern unsere Abende eher im Essbereich verbracht. Neben einem Kamin um zu heizen, gab es natürlich (wie könnte es in Finnland auch anders sein) eine elektrische Sauna.

Es war wirklich wundervoll hier.

Nach Bezug unserer Hütte wurden wir mit unseren Guide Karkki persönlich bekannt gemacht. Sie war Tag und Nacht für uns erreichbar und begleitete uns auf unseren Extra Events. Ich habe selten so eine fröhliche und herzliche Person getroffen wie sie es it. 

Zusätzlich zum Grundpaket, welche die Reise und Übernachtung nach Saariselkä plus den Besuch des Arktikums und des Weihnachtsmanndorfes in Rovaniemi beinhaltete, war es möglich weitere Aktivitäten, wie etwa Schneeschuhwandern oder Snowmobile-fahren zu buchen. Ich entschied mich dafür, drei zusätzliche Ausflüge zu machen: Eine Aurorahunt mit dem Bus, eine Husky-Schlitten-Fahrt und einen Tagesausflug nach Norwegen. Zugegeben, recht günstig war das alles nicht, allerdings sind das Dinge, die man vielleicht nur ein einziges Mal im Leben macht und meiner Meinung nach ist es das allemal wert. Außerdem bekam ich einen Großteil dieser Reise zu meinem Geburtstag geschenkt. 

Nach dem Abendessen, welches aus verschiedenen Suppen bestand, dachten wir es wäre eine gute Idee, den Rat unseres Guides zu befolgen und machten uns auf um auf den nächstgelegenen Berg (Kaunispää) zu gehen und vielleicht dort ein paar Nordlichter zu sehen, doch kaum hatten wir uns warm eingepackt und verließen das Cottage, war das gar nicht mehr nötig. Bereits hier konnten wir dieses Atemberaubende Spektakel sehen. Die Grünen Lichter tanzten direkt über uns und veränderten ständig ihre Form. Auch unsere Nachbarn haben das mitbekommen und standen nun direkt von der Sauna kommend nur in Badesachen bekleidet draußen bei etwa minus 20°C um dieses Phänomen zu beobachten. Wir starteten trotzdem unseren Weg und begleitet von den Nordlichtern gingen wir etwa eine halbe Stunde auf den Berg, von wo aus wir zwar immer noch das Grün am Himmel sehen konnten, es mittlerweile aber schon wieder deutlich schwächer wurde. 

Nach Rückkehr verbrachten wir noch eine Weile in der Sauna und unsere Laune stieg ins unermessliche. Bereits jetzt war diese Reise ein voller Erfolg und nichts konnte sie uns jetzt noch verderben. Immerhin haben wir die Nordlichter gesehen!

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